Internationale Seminarreihe „Die Historiker und der Krieg: Nachdenken über die Zukunft“
„Die Historiker und der Krieg: Nachdenken über die Zukunft“
Eine internationale Seminarreihe
Die Welt befindet sich inmitten des größten Kriegs in Europa seit 1945. Am 24. Februar 2022 begannen die Streitkräfte Russlands mit einem umfassenden, massiven Angriff auf die Ukraine, der auf die frühere illegale Besetzung der Krim und der Donbas-Region im Jahr 2014 folgte. Die Zahl der Toten und Verletzten steigt weiter schnell an. Eine humanitäre Katastrophe von enormen Ausmaßen ist entstanden.
Der russische militärische Angriff auf die Ukraine ist ein Anschlag auf die Souveränität der Ukraine, auf die demokratische Ordnung, den Frieden, die internationalen Beziehungen und die wirtschaftliche Stabilität. Präsident Putin hat diesen Krieg nicht nur begonnen, um den ukrainischen Staat, sondern auch um die ukrainische Geschichte zu beseitigen. Er hat damit Geschichte zu einem zentralen Bestandteil dieser geopolitischen Krise gemacht.
Historiker müssen nun dieser Beseitigung von Geschichte durch den Kreml entgegentreten. Der Krieg zwingt uns aber auch, grundlegende Ansichten über die moderne europäische Geschichte, insbesondere über das zwanzigste Jahrhundert, über Imperien und Nationalstaaten, Regime und Ideologien und über die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und Massenverbrechen zu überdenken.
Historiker sollten aber auch einen weiteren epistemologischen Paradigmenwechsel in den Geschichtswissenschaften reflektieren, der durch diesen Krieg angestoßen worden ist. Wie sollen wir in Zukunft die Vergangenheit fassen? Stehen wir erneut der Frage gegenüber, die dem Historiker Marc Bloch während des „Sitzkriegs“ 1940 von einem Offizierskameraden gestellt worden ist: „Müssen wir glauben, dass die Geschichte uns betrogen hat?“ Besonders stellt sich die Frage, wie wir in Zukunft die Osteuropastudien konzipieren sollen, die traditionell von Russlandexperten und einer russischen historischen Perspektive bestimmt werden?
Um diese und andere Fragen zu diskutieren, möchten wir Sie zu einer neuen internationalen Seminarreihe einladen: Historiker und der Krieg: Nachdenken über die Zukunft.
Die Reihe ist eine gemeinsame Initiative des Canadian Institute of Ukrainian Studies, der Abteilung für Osteuropäische Geschichte der Ludwig Maximilians Universität Münden, der Deutsch-Ukrainischen Historikerkommission und der ukrainischen geschichtswissenschaftlichen Zeitschrift Ukraina Moderna.
Die Veranstaltungen finden monatlich über Zoom statt. Ein genaues Programm wird demnächst bekanntgegeben.
Die erste Veranstaltung findet am 4. Mai 2022, 18:30-20:00 ZET mit Margaret MacMillan, Professorin an den Universitäten Oxford und Toronto statt. Sie ist eine führende Expertin für die Geschichte der internationalen Beziehungen und des Kriegs. Sie ist Autorin zahlreicher Bücher. Ihr letztes Werk ist War. How Conflict Shaped Us, New York 2020 (dt.: Krieg. Wie Konflikte die Menschheit prägten, Berlin 2021).
Zur Teilnahme am ersten Seminar melden Sie sich bitte hier an: https://lmu-munich.zoom.us/meeting/register/tJYpd-2pqzgsE9acENI6QxDlCHMX3bPpDulU
Prof. Dr. Gelinada Grinchenko, Gastwissenschaftlerin des Historischen Seminars, arbeitet federführend bei der Gesprächsreihe mit.