Wuppertaler Studierende mit Historiker Ewald Grothe im Archiv des Liberalismus
"Aufstieg und Niedergang des organisierten Liberalismus in der Weimarer Republik" war Thema einer Veranstaltung der Bergischen Universität Wuppertal in Kooperation mit dem Archiv des Liberalismus der "Friedrich Naumann-Stiftung für die Freiheit" in Gummersbach. Unter Leitung von Historiker Prof. Dr. Ewald Grothe nahmen neben Studierenden der Geschichte auch Editions-und Dokumentwissenschaftler an der Veranstaltung teil.
Die Studentinnen und Studenten referierten und diskutierten zunächst zwei Tage an der Wuppertaler Universität. Am dritten Seminartag bearbeiteten sie dann im Archiv des Liberalismus in Gummersbach das Thema am Beispiel von Originaldokumenten und werteten zeitgenössische Wahlplakate, Werbezettel sowie Material aus verschiedenen Nachlässen (u.a. Friedrich Böttcher, Thomas Dehler, Fritz R. Greuner, Alfred Brodauf) aus.
"Der organisierte Liberalismus erlebte in der Weimarer Republik Aufstieg und Niedergang", so Grothe. Zunächst wurden mit der Reichsverfassung von 1919 lang verfolgte liberale Ziele (Grundrechte, Parlamentarismus und Partizipation) umgesetzt und die beiden Ende 1918 gegründeten liberalen Parteien, Deutsche Demokratische Partei (DDP) und Deutsche Volkspartei (DVP), saßen wiederholt mit in der Regierung.
"Doch das gesellschaftliche Fundament und der politische Rückhalt der liberalen Mitte wurden im Laufe der Weimarer Republik allmählich ausgezehrt", sagt Grothe. Bürgertum und Mittelstand fühlten sich politisch allein gelassen und sahen im organisierten Liberalismus zunehmend keine Interessenvertretung mehr. Prof. Grothe: "Bis 1933 hatte der organisierte Liberalismus einen einzigartigen Niedergang erlebt, der sich in parlamentarischer Bedeutungslosigkeit niederschlug. Die erzwungene Auflösung beider Parteien nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 bildete in der Rückschau nur noch den Endpunkt einer Entwicklung".
Herr apl. Prof. Dr. Ewald Grothe