„Consilium Communis“ - kooperatives Projekt des Stadtarchivs Neuss und dem Lehrstuhl Digital Humanities
Das Stadtarchiv Neuss hat von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) eine Förderzusage für sein groß angelegtes Projekt „Consilium Communis“ („Öffentlicher Rat“) erhalten. Ziel dieses einmaligen Projekts ist die Digitalisierung, Transkription und Online-Präsentation aller handschriftlich überlieferten Protokolle des Neusser Stadtrats von 1530 bis 1930.
Das Projekt folgt dabei dem Ansatz von Citizen science. Es bezieht die Bürgerschaft ein und öffnet das Archiv für die Beteiligung interessierter Laien. Als Vorbild dient u. a. das seit 2009 laufende Unternehmen „Itinera nova“ des Stadtarchivs Leuven. Für das Projekt kooperiert das Stadtarchiv mit dem Lehrstuhl für Digital Humanities am historischen Seminar der Bergischen Universität Wuppertal von Prof. Patrick Sahle. Er begleitet das Projekt fortlaufend wissenschaftlich. Unterstützt wird das Projekt außerdem vom Forum Archiv und Geschichte Neuss e.V.
Die von 1530 bis 1930 handschriftlich überlieferten Protokolle des Rates der Stadt Neuss umfassen insgesamt 75 Bände mit jeweils rund 400 Seiten, also insgesamt rund 30.000 Seiten. Sie stellen die zentrale historische Überlieferung der Stadt Neuss für 400 Jahre städtischer und rheinischer Geschichte dar und liefern „verdichtete“ Stadtgeschichte. Im Rheinland ist eine so frühe und vollständige Überlieferung von Ratsprotokollen sonst kaum zu finden. Wegen seiner großen Bedeutung besteht an dem Bestand ein hohes Interesse der Forschung und der Bürger*innen vor Ort. Ziel des Projektes ist die digitale Aufbereitung des Bestandes für die wissenschaftliche und lokalgeschichtliche Forschung, um dadurch einen erheblich verbesserten, barrierearmen Zugang für alle Interessierten zu ermöglichen.
Bestandteil der Bundesförderung innerhalb des von „Neustart Kultur“ für Bibliotheken und Archive aufgelegten Digitalprogramms „WissensWandel“ ist die erste Projektphase. Sie startet im Juli 2021 und soll im März 2022 abgeschlossen sein. Die erste Phase umfasst die Entwicklung der Erschließungsverfahren (technisch, konzeptionell) und der Kompetenzaufbau
bei den Freiwilligen. Im Anschluss kann das Archiv in der zweiten Phase gemeinsam mit der Gruppe der freiwilligen Bürger die Umsetzung in den kommenden Jahren fortführen.