Dr. Jens Thiel
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am IZWT
Forschung
Forschungsprojekt
Seit 1. Oktober 2020 erforscht eine gemeinsame Arbeitsgruppe am Interdisziplinären Zentrum für Wissenschafts- und Technikforschung an der Bergischen Universität Wuppertal sowie an der Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie an der Universität Bielefeld die NS-Vergangenheit von drei dem Ministerium nachgeordneten Ressortforschungseinrichtungen. Initiiert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und gemeinsam geleitet von Prof. Dr. Helmut Maier (BUW) und Prof. Dr. Carsten Reinhardt (Universität Bielefeld) befasst sich das Verbundprojekt der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sowie die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) und ihrer Vorgängereinrichtungen in den Jahren vor und während des Nationalsozialismus sowie in der Nachkriegszeit.
Das von Dr. Jens Thiel bearbeitete Teilprojekt widmet sich der Geschichte der aus der renommierten, seit 1887 bestehenden Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (PTR) hervorgegangenen, 1947 in Braunschweig neu gegründeten Physikalisch-Technischen Bundesanstalt. Auch das 1946 gegründete Deutsche Amt für Maß und Gewicht (DAMG, später wechselnde Bezeichnungen), das die Aufgaben der früheren PTR auf dem Gebiet der SBZ/DDR übernahm, wird in die Untersuchung einbezogen. Eine zentrale Fragestellung wird sein, wie die PTB als Institution, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der NS-Vergangenheit ihrer Vorgängereinrichtung umgingen, wie sie sich ihrer Verantwortung, gegebenenfalls auch der eigenen Schuld und individuellen Belastungen stellten. Zur Untersuchung der institutionellen „Vergangenheitspolitik“ gehört auch der Umgang mit Mitarbeitern und Angestellten der PTR, die nach 1933 ihre Stellung verloren hatten und Opfer nationalsozialistischer Verfolgung wurden. Nicht zuletzt geht das Teilprojekt Fragen von Kontinuität und Diskontinuität in den institutionellen Strukturen und im Behördenhandeln sowie mit Blick auf Forschungsstrategien und -schwerpunkte der Nachkriegszeit nach. Das Forschungsprojekt ist auf drei Jahre angelegt.