Sekretariat für Geschichte der Frühen Neuzeit & Geschichte und ihre Didaktik bis 6.1 geschlossen
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Wer sich mit der „Societas Jesu“ beschäftigt, wird früher oder später nicht darum herumkommen, sich in die Ewige Stadt zu begeben. Dreizehn HistorikerInnen und sieben TheologInnen brachen daher vom 20. bis zum 27. März 2017 auf, um als Seminarvorbereitung die Speerspitze der Gegenreformation, den Jesuitenorden, an ihrem Gründungsort zu analysieren. Unter der gezielten Leitung von PD Dr. Arne Karsten und PD Dr. Christian Witt machte sich unsere Gruppe auf, um den Orden, dessen Wirkungsmacht wohl nur von den ihn umgebenden Mythen und Verschwörungstheorien übertroffen wird, zu erforschen.
Doch zuerst: Weilt man als (Kirchen-)HistorikerIn in der Ewigen Stadt, so darf ein Besuch am Deutschen Historischen Institut (DHI) nicht fehlen. Und er fehlte auch nicht. Bereits am ersten Tag wurden wir am DHI begrüßt und von PD Dr. Lutz Klinkhammer, stellvertretenden Direktor des DHI, über die Forschungsarbeit in Rom unterrichtet. Hier wurde nicht nur die enge deutsch-italienische Bindung deutlich, sondern auch die zahlreichen Bildungsmöglichkeiten am DHI selber, auch für Studierende, wurden nahegelegt.
Anschließend begann die interdisziplinäre Gruppe damit, in gegenseitiger Ergänzung die einschlägigen Kirchenbauten der Gesellschaft Jesu zu studieren: Die Mutterkirche Il Gesù, die dem Ordensgründer geweihte Sant’Ignazio sowie die von Bernini entworfene Noviziatskirche Sant’Andrea al Quirinale. Im Sinne der Gegenreformation vermag es dabei nicht zu verwundern, dass mit Sant’Andrea della Valle die Ordenskirche der Theatiner ebenfalls auf dem Programm stand, ebenso wie der beinahe als obligatorisch zu bezeichnende Aufenthalt im Petersdom, dem Herzen der römisch-katholischen Christenheit. Dabei sei gesagt, dass wo Freunde sind, auch Feinde leicht zu finden sind. Und so wurden ebenfalls Sant’Agostino in Campo Marzio der Augustiner-Eremiten und Sant Maria sopra Minverva des Dominikanerordens Stationen unseres Marsches in Rom.
Mit jedem Kirchenbesuch, jeder kunsthistorischen Beschreibung, jedem Vortrag der jeweiligen Expertengruppe wuchs dabei das Verständnis für die Natur des Ordens, für seine Netzwerke, seine Politik – und somit seiner Wirkungsmacht im Verlauf der Jahrhunderte. Die jesuitische Bildungspolitik, die erfolgreiche, aber auch nur allzu umstrittene Missionstätigkeit in Asien und andernorts, das schillernde Selbstbild des Ordens, die Klientel- und Patronagepolitik – all das waren dabei nur einige der zahlreichen Leitlinien, welche die Exkursion als Konstanten begleiteten. Trotz des gezielten Fokus auf die Jesuiten wurde gleichsam niemals der Sinn für das große Ganze verloren; im Gegenteil, der Blick richtete sich von der Antike, welche sich unter anderem noch immer eindrucksvoll durch die Ruinen des Forum Romanum in der Stadt präsentiert, über die barocke Gestalt Roms (Bernini!) hin zum italienischen Nationalstaat, dessen visuelle Inszenierung ihren „Höhepunkt“ im Monumento Nazionale a Vittorio Emanuele II auf dem Kapitol findet.
Bei aller Gelehrsamkeit und Wissbegierde der Gruppe kam dabei keineswegs der kulinarische Gedanke zu kurz. In der gemeinsamen Freizeit wurde zusammen getrunken, die römische Küche getestet und vor allem gemeinsam gelacht und diskutiert. Im prächtigen Ambiente der Tibermetropole wurde sich von den Fußwegen des Tages erholt, gleichsam auch gemeinsame Abende mit allerlei selbstgemachten Köstlichkeiten verbracht. Und so verwundert es nicht, dass die Exkursion ohne Widerspruch nach einer Wiederholung verlangt.
Bericht von Niklas Bründermann