Wissenschaftliche Mitarbeiterin Mittelalterlicher Geschichte

Lateinische Kirche im Sondermodus? Kommunikationssystem und Wissensformierung zwischen Lateineuropa und dem Fernen Osten im 13. und 14. Jahrhundert

Projektleiter: Prof. Dr. Jochen Johrendt, Prof. Dr. Wendan Li
Projektmitarbeiter: Dr. Francesco Massetti, Dr. Caterina Cappuccio

Der Einfall der Mongolen in Westeuropa im Jahr 1241 brachte eine epochale Wende in der Kommunikation zwischen Lateineuropa und dem Fernen Osten mit sich. Es entwickelten sich sowohl die Möglichkeit als auch das Bewusstsein für die Dringlichkeit direkter Kontakte mit dem Großkhan und den anderen mongolischen Herrschern, um diese von einem Friedensbündnis mit den christlichen Ländern zu überzeugen, welches auch zur Wiedereroberung verlorener Territorien im Heiligen Land führen sollte. Zugleich sah der Apostolische Stuhl in den sorgfältig gepflegten Kontakten mit dem Imperium Tartarorum die Chance, neue Gläubige zu gewinnen. Zu diesen Zwecken entsandten die Päpste von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts mehrere Gruppen von Legaten und Missionaren in den Fernen Osten. Durch diese Gesandtschaften, deren Hauptakteure die Franziskaner waren, wurde Wissen ausgetauscht und diözesane Institutionen eingerichtet.

Während sich die Forschung hauptsächlich auf die Reiseberichte der ersten, wegbereitenden Gesandten – wie Johannes de Plano Carpini und Wilhelm von Rubruck – fokussiert hat, ist der späteren Entwicklung der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Apostolischen Stuhl und den mongolischen Herrschern keine spezifische Untersuchung gewidmet worden. Hier setzt das Forschungsprojekt ein und bietet eine Abhandlung in Kombination mit einer kritischen Edition der die die Mongolen betreffenden päpstlichen Quellen im 14. Jahrhundert mit historischem Kommentar und Begleituntersuchungen. Die Studie ist insbesondere aufgrund der globalgeschichtlichen Tragweite dieser Beziehungen ein wichtiges Forschungsdesiderat. Der Grund für die Konzentration auf die päpstlichen Quellen liegt darin, dass sie den Hauptteil der diplomatischen Quellen bezüglich der Mongolen bilden; ihre Bedeutung war der römischen Kurie schon im 14. Jahrhundert bewusst, was das Vatikanregister 62, eine Briefsammlung zum Verhältnis des Papsttums zu Ungläubigen und Schismatikern, deutlich bezeugt. Die geplante Untersuchung orientiert sich einerseits an den modernen editionswissenschaftlichen Anforderungen, andererseits wird eine solide Kommentierung und Untersuchung sowohl vom Standpunkt der Mediävistik aus als auch der Orientalistik und Sinologie durchgeführt.

 

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